Erste Tage und erste Freunde

Hola ! 

Ich bin nun zwei Wochen in Esmeraldas. 
Unglaublich, wie die Zeit vergeht. 
Mittlerweile war ich schon öfter in der Uni und habe auch schon ein paar mal Spanisch-Unterricht gehabt. Den brauche ich wirklich, denn mein Spanisch ist wirklich schlecht. 
Es wird aber ganz langsam besser. Ich hatte schon wieder ganz vergessen, wie deprimierend es ist, in einem Land zu wohnen, dessen Sprache du anfänglich nicht sprichst. 


Viktoria hat das ganz gut in Worte gefasst: Du kannst niemand sein. Du kannst nicht lustig sein, du bist nicht schlagfertig. Ja das stimmt. Mit den kommenden Sprachkenntnissen wird auch die Persönlichkeit zurück kommen. Doch Geduld ist ja bekanntlich nicht so meine Stärke. 


Auch rede ich noch sehr viel auf Englisch. Viele meiner Freunde (oder wohl eher die Menschen, die ich kennengelernt habe), sprechen ein sehr gutes Englisch, weswegen ich nicht immer gezwungen bin, Spanisch zu sprechen. Doch leider hilft mir das nicht unbedingt, mein Spanisch zu verbessern. 
Ich möchte aber bald aufhören, English zu sprechen. Auch ein Buch habe ich mir gekauft, aber auch lesen war und ist einfach deprimierend, wenn man jedes Wort übersetzen muss. 


Aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse. Da muss ich jetzt wohl wieder durch. Ach ja, die Anfangszeit in Auslandsjahren...! Da kommen Erinnerungen hoch. 


Johannes und ich machen hier vieles gemeinsam. Denn noch haben wir keinen Unterricht. Der beginnt erst am 16.10.17. Noch bin ich ein bisschen am verhandeln, was Materialien und Stunden angeht, daher werde ich noch nichts zur Planung des Unterrichts schreiben. Ich muss das alles erstmal selbst klären. Nur so viel: ich werde definitiv Französisch unterrichten. 


Mit einem Projekt der Uni waren Johannes und vorletztes Wochenende in San Lorenzo. Wenn ich dachte, dass manche Menschen hier arm sind, so war ich mir nicht bewusst, dass es immer schlimmer geht. Die Menschen, die wir auf der Insel in der Nähe dieser Stadt besucht haben, um sie über Gewalt an Kindern aufzuklären, lebten in Holzhäusern, der Müll wird einfach unter die Häuser gekippt. Viele Kinder laufen ohne Schuhe im Schlamm, aber auch hier habe ich noch keine nackte Armut gesehen. Alles sehen wohlgenährt aus und niemand muss hier hungern. Aber ich bin noch ein Jahr hier und werde sicherlich noch anderes sehen. 


Letztes Wochenende waren Johannes und ich auf zwei Partys. Läuft bei uns. Die Menschen hier sind sehr interessiert an uns. Das bedeutet aber auch, dass viele Typen hier die schlechtesten Anmachen der Welt rausholen. Nene Leute, lasst mal, ich habe eine wunderbare Freundin in Deutschland und will das auch nicht ändern. 


Mit dem Thema Homosexualität wird hier sehr entspannt umgegangen. Nicht einmal in Deutschland kenne ich so viele homosexuelle Menschen wie hier. Ich hätte nicht gedacht, dass in einem Land wie diesem so unproblematisch damit umgegangen wird. Ecuador, du überraschst mich immer wieder. 


Ich habe mir auch schon ein paar Freunde gemacht. Ob nun Schüler an der Uni, alte Schüler von Viktoria und Moritz (vorige Freiwillige) oder Kollegen. Alle sind sehr freundlich und wir werden herzlich aufgenommen. 


Oft sind wir am Strand oder laufen durch die Stadt, aber ich bin auch froh, dass ich bald weniger Freizeit habe. Ich bin wohl ein Stress-Mensch. Eine gewisse Summe an Stress tut mir ganz gut, sonst fühle ich mich unnütz. 


Dieses Wochenende fahre ich nach Guayaquil. Das ist die größte Stadt Ecuadors. Sie liegt weiter im Süden und wir fahren 9 Stunden mit dem Bus. Dort soll es noch heißer sein, als hier schon. Und hier schwitzt man schon beim Atmen. Ich bin gespannt und werde berichten. 


Grüßt mir Rostock 

Marie